Heutzutage trägt fast jeder dritte eine Smartwatch, ein Wearable, das nicht nur die Uhrzeit verrät, sondern auch über die Anzahl der täglichen Schritte, den Puls und den Schlaf informiert. Solche Technologien könnte man doch auch bei Neurodermitis nutzen? Noch gibt es keine Neurodermitis-Wearables, aber Überlegungen und Forschungen dazu.
Was sind Wearables?
Wearables sind computergestützte kleine Geräte, welche man am Körper trägt. Sie können im Laufe des Tages verschiedenste Parameter sammeln und auswerten. Oft werden sie zusammen mit einer App genutzt, in der man selbst weitere Daten zum täglichen Lebensstil eintragen kann. Zum Beispiel wie in dem Neurodermitis-Tagebuch der Nia App.
Mit Neurodermitis-Wearables verschiedene Parameter erfassen
Auf unbewusstes Kratzen aufmerksam machen
Wäre es nicht praktisch, potentielle Neurodermitis-Schubauslöser, Verhaltensmuster und Hautreaktionen zu erfassen, um herauszufinden, wo Verbesserungsbedarf besteht? Das haben sich auch Forschende gedacht. Deswegen haben sie Algorithmen für Wearables entwickelt, welche nächtliches Kratzen erkennen (Mahadevan, 2021).
Für viele Neurodermitis-Betroffene wäre solch ein Wearable eine innovative Hilfe. Denn wenn Ekzeme nachts jucken, kratzen Betroffene oft unbewusst. Kratzen ist aber nur eine kurzzeitige Hilfe, welche das Jucken danach sogar noch verschlimmert – ein Teufelskreis entsteht und die Schlafqualität leidet. Das Wearable könnte dabei helfen, diesen Teufelskreis zu unterbrechen, indem es am nächsten Tag das nächtliche Kratzen anzeigt. So weiß man, dass der Juckreiz verantwortlich für den schlechten Schlaf ist. Am nächsten Abend kann man dann zum Beispiel mit einer geeigneten Creme dem Jucken vorbeugen.
Außerdem kann solch ein Wearable die Schlafqualität anhand der Schlafzyklen, Atem- und Herzfrequenz ermitteln.
Triggerfaktoren und Hautzustand ermitteln
Was genau einen Schub auslöst, ist nicht immer klar identifizierbar. Jeden Tag sind wir sehr vielen Reizen ausgesetzt. Außerdem reagieren Neurodermitis-Betroffene sehr individuell auf potentielle Trigger. Hier könnte das Wearable helfen, indem es mögliche Triggerfaktoren erfasst und zu einem nachvollziehbaren Bild zusammenfasst.
Messbare Triggerfaktoren:
- Schweißproduktion
- Stress
- Pollenflug und Luftverschmutzung
- Luftfeuchtigkeit und Temperatur
Außerdem ist es möglich, dass ein Neurodermitis-Wearable den Wasserverlust und die Trockenheit der Haut bestimmt.
Benefits von Neurodermitis-Wearables
Neurodermitis-Wearables köntnen für Neurodermitis-Betroffene von großem Nutzen sein, denn sie sammeln Informationen über einen langen Zeitraum, ohne im Alltag zu stören. Ein weiterer Pluspunkt dabei ist, dass es sich bei diesen Informationen um objektive Daten handelt. Im Gegensatz zu den oft subjektiven Informationen, die Betroffene selbst in einem Neurodermitis-Tagebuch festhalten. Zusammen jedoch könnten sich diese Informationen ideal ergänzen, um den Schweregrad der Neurodermitis zu bestimmen.
Limitationen der Neurodermitis-Wearables
Wer eine Smartwatch nutzt, weiß, dass sich schnell Schweiß unter dem Armband sammelt, es reiben kann oder Bestandteile des Armbandes Irritationen auf der Haut auslösen können. Das Material von Neurodermitis-Wearables, sollte daher besonders auf die sensible Haut der Neurodermitiker angepasst sein. Zum Beispiel haben Forschende in Korea ein atmungsfähiges Material entwickelt. Dieses kann genutzt werden, um die Feuchtigkeit der Haut zu messen (Jeong, 2019). Jedoch kann es noch nicht genutzt werden, um andere Neurodermitis-Parameter zu bestimmen. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis es auch Neurodermitis-Wearables gibt.
Quellen:
Digital Health Sensing for Personalized Dermatology – PubMed (nih.gov)
Breathable Nanomesh Humidity Sensor for Real-Time Skin Humidity Monitoring – PubMed (nih.gov)