Neurodermitis ist eine Hauterkrankung, die sich durch juckende Haut sowie wiederkehrende Ekzeme bemerkbar macht und Betroffene oft lange im Leben begleitet. Ein häufiges und besonders belastendes Symptom ist dabei der nächtliche Juckreiz, der den Schlaf erheblich stören kann. Doch warum wird der Neurodermitis-Juckreiz nachts oft schlimmer? In diesem Artikel erfährst Du mehr über die Ursachen des nächtlichen Juckreizes und erhältst wertvolle Tipps, wie Du diesen lindern kannst, um eine erholsame Nacht zu haben.
Gründe für den Neurodermitis-Juckreiz nachts
Viele Betroffene stellen fest, dass der Juckreiz bei Neurodermitis nachts besonders stark ist. Dies kann mehrere Ursachen haben. Die häufigsten Gründe findest Du in der folgenden Übersicht:
- Hormonelle Veränderungen: Der menschliche Körper unterliegt einem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, der auch als zirkadianer Rhythmus bekannt ist. Dieser Rhythmus beeinflusst viele physiologische Prozesse, einschließlich der Hormonproduktion. Nachts sinkt der Spiegel des Stresshormons Cortisol, das entzündungshemmende Eigenschaften hat. Ein niedrigerer Cortisolspiegel kann dazu führen, dass die Haut empfindlicher auf Entzündungen reagiert, was den Juckreiz verstärkt.
- Temperatur und Feuchtigkeit: Die Körpertemperatur und die Hautfeuchtigkeit unterliegen ebenfalls zirkadianen Schwankungen. In den frühen Morgenstunden erreicht die Körpertemperatur ihren Tiefpunkt, was die Hauttemperatur und die Durchblutung beeinflusst. Eine geringere Hauttemperatur kann die Haut trockener machen und den Juckreiz verstärken. Zusätzlich nimmt die Schweißproduktion nachts ab, was ebenfalls zu trockener Haut und erhöhtem Juckreiz beitragen kann.
- Bewegungsmangel: Tagsüber lenken wir uns durch Aktivitäten ab. Nachts hingegen fehlt diese Ablenkung, wodurch der Juckreiz bewusster wahrgenommen wird.
- Falsche Schlafposition: Die Schlafposition und der verlängerte Hautkontakt mit Bettwäsche können mechanische Reize erzeugen, die den Juckreiz verstärken. Reibung und Druck auf bestimmte Hautbereiche können irritierend wirken, insbesondere wenn die Haut bereits durch Neurodermitis geschädigt ist. Dies führt oft dazu, dass Betroffene sich im Schlaf unbewusst kratzen, was den Teufelskreis von Juckreiz und Kratzen weiter antreibt.
- Psychologische Faktoren: Stress und psychische Belastungen bei Neurodermitis können den Juckreiz verschlimmern. Nachts, wenn der Körper zur Ruhe kommt, haben Betroffene oft mehr Zeit, über ihren Zustand nachzudenken, was den Stress erhöhen kann. Dieser Stress kann wiederum den Juckreiz verstärken, was zu einer gestörten Schlafqualität führt. Ein Teufelskreis entsteht, in dem schlechter Schlaf zu mehr Stress und damit zu stärkerem Juckreiz führt.
- Allergene und Umwelteinflüsse: Auch Allergene und Umwelteinflüsse in der Schlafumgebung können eine Rolle spielen. Staubmilben, Tierhaare oder bestimmte Materialien in Bettwäsche und Schlafkleidung können die Haut reizen und allergische Reaktionen auslösen, die den nächtlichen Juckreiz verstärken. Es ist wichtig, die Schlafumgebung möglichst allergenfrei zu halten und hypoallergene Materialien zu verwenden.
Nachts den Neurodermitis-Juckreiz lindern
Um den Neurodermitis-Juckreiz nachts zu lindern oder sogar vorzubeugen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die man bereits einfach im Alltag beachten kann. Im folgenden Abschnitt findest Du nützliche Tipps dazu:
Mehr Bewegung als Hilfsmittel
Regelmäßige Bewegung oder Sport bei Neurodermitis kann helfen, den nächtlichen Juckreiz zu reduzieren. Durch körperliche Aktivität wird die Durchblutung gefördert und Stress abgebaut, der als Trigger für Neurodermitis-Schübe gilt. Versuche, täglich mindestens 30 Minuten moderate Bewegung in Deinen Alltag zu integrieren, wie Spazierengehen, Schwimmen oder Yoga.
Koffein reduzieren und auf Nikotin verzichten
Koffein und Nikotin können den nächtlichen Juckreiz verschlimmern, da sie den Körper stimulieren und den Schlaf stören. Verzichte auf koffeinhaltige Getränke wie Kaffee und Cola mindestens 4 Stunden vor dem Schlafengehen. Auch Nikotin wirkt anregend und sollte vermieden werden, um eine erholsame Nachtruhe zu fördern.
Regelmäßiger Schlafrhythmus
Ein regelmäßiger Schlafrhythmus kann helfen, den Juckreiz zu reduzieren. Versuche, jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Ein stabiler Schlafrhythmus unterstützt die natürlichen Regenerationsprozesse der Haut und hilft dabei, Entzündungen zu reduzieren.
Schlafroutine bei Neurodermitis
Eine entspannende Schlafroutine kann den nächtlichen Juckreiz lindern. Aktivitäten wie Lesen, Meditation oder das Hören beruhigender Musik helfen, den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Vermeide intensive Bildschirmarbeit und aufregende Tätigkeiten direkt vor dem Zubettgehen.
Bad vor dem Schlafen
Ein lauwarmes Bad vor dem Schlafengehen kann helfen, den Juckreiz zu lindern und die Haut zu beruhigen. Achte darauf, dass das Wasser nicht zu heiß ist, da dies die Haut zusätzlich austrocknen kann. Füge dem Badewasser für einen bestmöglichen Effekt rückfettende Zusätze wie Ölbäder hinzu, um die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen.
Kleidung und Bettwäsche aus Baumwolle
Trage nachts Kleidung aus weichen, atmungsaktiven Materialien wie Baumwolle. Synthetische Stoffe können die Haut reizen und den Juckreiz verstärken. Auch Bettwäsche aus Baumwolle ist empfehlenswert, da sie die Feuchtigkeit besser reguliert und die Haut atmen lässt.
Kurze Fingernägel
Halte Deine Fingernägel kurz und glatt, um Verletzungen durch Kratzen zu vermeiden. Kratzen kann die Haut schädigen und zu Infektionen führen. In besonders schwierigen Phasen kann notfalls das Tragen von Baumwollhandschuhen in der Nacht helfen, das unbewusste Kratzen zu verhindern.
Angenehmes Raumklima
Ein angenehmes Raumklima trägt dazu bei, den nächtlichen Juckreiz zu lindern. Halte die Raumtemperatur kühl und achte auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit. Ein Luftbefeuchter kann dabei helfen, die Luftfeuchtigkeit in Deinem Schlafzimmer zu erhöhen und die Haut feucht zu halten.
Hausmittel gegen den Neurodermitis-Juckreiz nachts
Es gibt eine Vielzahl von Hausmitteln gegen Neurodermitis, die helfen können, den Juckreiz speziell nachts zu lindern und eine erholsame Nacht zu ermöglichen. Kühle Kompressen oder feuchte Umschläge können den Juckreiz schnell lindern. Sie wirken beruhigend auf die Haut und reduzieren Entzündungen. Auch Hafer, Kokosöl, Apfelessig, Teebaumöl, Kamille und Lavendelöl haben entzündungshemmende und beruhigende Eigenschaften, die bei Neurodermitis wohltuend sein können.
Ärztliche Beratung
Wenn der nächtliche Juckreiz trotz aller Maßnahmen weiterhin stark ist, solltest Du ärztlichen Rat einholen. Ein Dermatologe oder eine Dermatologin kann Dir spezielle Neurodermitis-Cremes oder Medikamente verschreiben, die den Juckreiz lindern und die Haut beruhigen. In einigen Fällen kann auch eine Lichttherapie, eine Lachtherapie oder eine systemische Behandlung notwendig sein.
Einschlafübungen
Für einen ruhigen Schlaf bei Neurodermitis können auch Einschlafübungen wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Atemübungen helfen, den Körper zu entspannen und den Juckreiz zu mindern. Diese Techniken fördern die Entspannung und können helfen, den Schlaf zu verbessern.
Nächtlichen Juckreiz lindern bei Erwachsenen oder Kindern
Der nächtliche Juckreiz kann sowohl Erwachsene als auch Kinder mit Neurodermitis erheblich beeinträchtigen, doch gibt es Unterschiede in der Herangehensweise zur Linderung der Symptome je nach Altersgruppe. Erwachsene erleben oft intensiveren und langanhaltenderen nächtlichen Juckreiz. Hier können die genannten Stressmanagement-Techniken, kühlende Umschläge oder duftstofffreie Feuchtigkeitscremes helfen. Kinder hingegen profitieren von einer ruhigen Schlafumgebung und einer regelmäßigen Schlafroutine, um den Juckreiz zu minimieren. Sanfte Hautpflegeprodukte und das Tragen von Baumwollkleidung sind ebenfalls wichtig. Eltern können zudem das Kratzen verhindern, indem sie den Kindern vor dem Schlafengehen Handschuhe anziehen und die Fingernägel kurz halten.
Weitere Tipps zum Neurodermitis-Juckreiz in der Nacht
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Quellen:
- Eichenfield, L. F., Tom, W. L., Chamlin, S. L., et al. (2014). Guidelines of care for the management of atopic dermatitis: Section 1. Diagnosis and assessment of atopic dermatitis. Journal of the American Academy of Dermatology, 70(2), 338-351. DOI: 10.1016/j.jaad.2013.10.010
- Silverberg, J. I., Hanifin, J. M. (2013). Adult eczema prevalence and associations with asthma and other health and demographic factors: A US population-based study. Journal of Allergy and Clinical Immunology, 132(5), 1132-1138. DOI: 10.1016/j.jaci.2013.08.031
