Ist Neurodermitis heilbar?

Kinderhände mit Neurodermitis halten Hände von Erwachsenen fest

Neurodermitis, auch bekannt als atopisches Ekzem, ist die häufigste chronische Hauterkrankung in Industriestaaten wie Deutschland. Falls Du auch unter Neurodermitis leidest, hast Du Dich bestimmt schon mal gefragt, ob Neurodermitis heilbar ist? Aktuell gibt es keine Methode, Neurodermitis vollständig zu heilen. Es gibt allerdings viele Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Durch eine individuelle Hautpflege, die Vermeidung von bekannten Triggern und Auslösern von Neurodermitis und in schweren Fällen auch mit Medikamenten, kannst Du die Beschwerden gut in den Griff bekommen. Umso wichtiger ist es für Betroffene, sich gut mit den Ursachen und Mitteln zur Linderung auseinanderzusetzen.

Geht es um die Basispflege der Haut, ist es wichtig den Ursprung der Erkrankung zu kennen: Da Neurodermitis mit einem Mangel an wichtigen Hautfetten einhergeht, fehlt der Haut ein gewisser Schutz und sie verliert permanent mehr Feuchtigkeit – das führt zu einer schnelleren Austrocknung. Somit ist es wichtig, dass eine hautpflegende Basistherapie bei Neurodermitis auch in beschwerdefreien Intervallen zur täglichen Routine gehört. 

Frau mit Hautcreme im Gesicht
Eine tägliche Basispflege ist bei Neurodermitis besonders wichtig.

Was genau ist Neurodermitis eigentlich und mit welchen Symptomen tritt sie auf?

Die Symptome können von Person zu Person unterschiedlich sein. Typische Anzeichen sind aber rote, schuppige Hautstellen und manchmal nässende Ekzeme, vor allem an den Beugefalten der Arme und Beine, am Hals oder im Gesicht. Viele Betroffene erleben Phasen, in denen die Symptome stärker sind und sich das Krankheitsbild deutlich verschlechtert. In dem Fall spricht man von der sogenannten „Exazerbation“. Während dieser „Schübe” kann sich unter anderem auch der Juckreiz bei Neurodermitis verstärken. Tiefergehende Informationen zum Kratz-Juck-Kreislauf hält der verlinkte Artikel für dich bereit. 

Die Tatsache, dass Neurodermitis durch Stress verstärkt auftreten kann und unter anderem auch Allergene eine Rolle spielen können, macht es nicht immer einfach, die Ursache für den Schub festzustellen.

Im Anschluss an die Schübe folgen häufig Zeitspannen, in denen sich die Haut wieder beruhigt. Es ist wichtig zu wissen, dass Neurodermitis mehr als nur eine Hauterkrankung ist. Viele Betroffene leider unter physischen und psychischen Beschwerden. In vielen Fällen geht Neurodermitis auch mit Begleiterkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma einher, die das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen beeinflussen.

Junges Kind mit Neurodermitis an den Armbeugen
Viele Menschen erkranken bereits im Kindesalter an Neurodermitis.

Wie entsteht Neurodermitis? 

Wenn Du mehr über die Erkrankung erfahren möchtest, solltest Du Dich zunächst mit ihrer Entstehung, also den Ursachen von Neurodermitis, befassen. Dabei ist es wichtig zwei Ebenen zu betrachten: Zum einen, steht die Frage im Raum, wieso Betroffene die Erkrankung überhaupt bekommen (können), zum anderen gibt es bestimmte Neurodermitis-Auslöser und Trigger, die für verschlimmerte Symptome sorgen.

Als chronisch-entzündliche Hauterkrankung tritt Neurodermitis häufig schon im Säuglings- oder Kleinkind-Alter erstmals in Erscheinung. Die medizinisch-dermatologische Forschung konnte die Ursache der Erkrankung bis heute nicht vollumfänglich aufklären. Wenn Du eine familiäre Vorbelastung hast, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch Du an Neurodermitis erkrankst. Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer atopischen Dermatitis besteht, wenn enge Familienangehörige wie Eltern oder Geschwister von Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen betroffen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind erkrankt, liegt bei 20 bis 40 Prozent, wenn ein Elternteil betroffen ist. Sind beide Elternteile betroffen, steigt das Risiko auf 60 bis 80 Prozent.

Was aber führt genau dazu, dass Neurodermitis ausgelöst wird? Grundsätzlich ist bei Neurodermitis Betroffenen die Hautbarriere oft beeinträchtigt, wodurch die Hornschicht ihre schützende Funktion nicht ausreichend wahrnehmen kann. Das bedeutet, dass die Hautbarriere bei Betroffenen oft geschwächt ist. Darüber hinaus konnten einige Faktoren erforscht werden, die Neurodermitis-Schübe auslösen können. Diese Schwächung der Hautbarriere macht es für Reizstoffe und Allergene leichter, in die Haut einzudringen und Entzündungen sowie Juckreiz auszulösen. 

Viele Faktoren können die Neurodermitis von Betroffenen beeinflussen. Hier findest Du eine zusammenfassende Übersicht möglicher Auslöser und Gründe, die für eine Verschlimmerung der Symptome verantwortlich sein können – sogenannte Triggerfaktoren:

  • Übertriebene Hygiene: Ein zu hoher Hygienestandard, wie häufiges Händewaschen und Desinfizieren, kann die Entwicklung des Immunsystems beeinträchtigen und zu Hautproblemen wie Neurodermitis führen.
  • Allergien und Unverträglichkeiten: Die Haut von Neurodermitis-Patientinnen und -Patienten reagiert empfindlich auf Allergene wie Hausstaub, Tierhaare, Pollen, Nickel oder Duftstoffe. Auch Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten können Auslöser für Neurodermitis sein.
  • Infektionen: Eine gestörte Hautbarriere kann durch die Besiedlung und Infektion mit bestimmten Mikroorganismen zu Entzündungsreaktionen führen. Auch Infektionen der Atemwege oder Zähne können eine Hautreaktion auslösen.
  • Interne Faktoren: Hormonelle Schwankungen, zum Beispiel während der Menstruation oder Schwangerschaft, können Neurodermitis-Schübe begünstigen.
  • Externe Faktoren: Kalte, trockene oder feuchte Luft, Tabakrauch, starke Hitze und Schwitzen können die Haut reizen. Auch übermäßige Reinigung, kratzende Kleidung wie Wolle und andere Kontaktstoffe können Neurodermitis auslösen.

Mehr über die häufigsten Auslöser bei Neurodermitis erfährst Du hier.

Die Identifikation von den individuellen Auslösern bei Neurodermitis stellt viele Betroffene vor großen Herausforderungen. Eine regelmäßige Dokumentation des Hautzustandes kann entscheidend sein, um mögliche Auslöser früh zu identifizieren. Digitale Apps wie die Neurodermitis App Nia ermöglichen Betroffenen und Angehörigen betroffener Kinder das einfache und schnelle Dokumentieren des Hautzustandes. Die Nia App kannst Du kostenlos im  Apple Store oder Google Play Store herunterladen.

Frau sitzt am Arbeitsplatz und ist gestresst
Viele Faktoren, wie auch Stress, können den Verlauf einer Neurodermitis verschlimmern.

Tipps zur Selbsthilfe und Umgang mit Neurodermitis im Alltag

Neurodermitis kann das Wohlbefinden der Betroffenen und auch derer Angehörigen stark beeinflussen. Mit ein paar Tipps lässt sich der Alltag jedoch angenehmer gestalten und die Lebensqualität steigern. Zuerst: Versuche, Deine Haut stets feucht zu halten. Cremes ohne Duftstoffe sind Deine besten Freunde. Achte auch auf Deine Kleidung: Baumwolle ist super, weil sie die Haut nicht reizt. Stress ist ein echter Trigger für Neurodermitis, also achte auf regelmäßige Entspannungspausen. Und wenn es juckt? Versuche nicht zu kratzen! Kühle Umschläge oder eine Feuchtigkeitslotion können helfen, den Juckreiz zu lindern. Außerdem ist es clever, auf Deine Ernährung zu achten, denn manche Lebensmittel können Neurodermitis verschlimmern. Dem Thema Ernährung im Zusammenhang mit Neurodermitis widmen wir uns im folgenden Abschnitt näher. Auch die Nia App kann Neurodermitis-Betroffenen zu mehr Wohlbefinden und Kontrolle über den Hautzustand verhelfen.

Welche Rolle spielt Ernährung bei Neurodermitis und gilt es, bestimmte Trigger zu vermeiden?

Ernährung bei Neurodermitis: Ernährung kann bei Neurodermitis eine wichtige Rolle spielen, denn manche Lebensmittel können als Auslöser für eine Verschlimmerung der Symptome sorgen. Obwohl es keine Einheitslösung gibt, berichten viele Betroffene von einer Besserung ihrer Symptome, wenn sie bestimmte Nahrungsmittel meiden. Zu den häufigsten Trigger-Lebensmitteln gehören Kuhmilch, Eier, Soja, Nüsse und Gluten. Es kann hilfreich sein, ein Ernährungstagebuch zu führen, um herauszufinden, welche Lebensmittel bei Dir persönlich die Symptome auslösen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse kann zudem helfen, Entzündungen zu reduzieren. Der Frage, ob Vitamin D bei Neurodermitis die Symptome verbessern kann, widmen wir uns in einem eigenen Artikel. Grundsätzlich sollte jede Ernährungsumstellung am besten mit einer Ärztin oder einem Arzt oder einer Ernährungsberatung abgesprochen werden.

Können alternative Behandlungsmethoden wie Akupunktur oder Homöopathie hilfreich sein?

Viele Neurodermitis-Betroffene suchen nach alternativen Behandlungsmethoden, um die Symptome zu lindern. Akupunktur wird oft ausprobiert, weil sie Stress reduzieren kann, was wiederum Juckreiz und Entzündungen verringern könnte. Homöopathie wird auch von einigen als sanfte Unterstützung geschätzt, obwohl ihre Wirksamkeit individuell sehr unterschiedlich sein kann. Eine Studie an der Charité in Berlinzeigt auf, dass sowohl Osteopathie als auch Akupunktur bei der Behandlung der Neurodermitis helfen können, den Einsatz topischer Kortikosteroide (Cortisoncremes) zu verringern. Akupunktur kann zudem den Juckreiz mildern. Generell ist wichtig, dass Du solche Methoden immer als Ergänzung zu einer medizinischen Behandlung siehst und im besten Fall vorher ärztlichen Rat einholst. Denn auch wenn diese Ansätze Linderung verschaffen können, ersetzen sie nicht die klassische medizinische Therapie.

Fazit zur Frage „Ist Neurodermitis heilbar?”:

Da es nach heutigem medizinischem Kenntnisstand leider nicht möglich ist, die erblich bedingte Störung der Hautschutzbarriere aufzuheben, ist Neurodermitis nicht heilbar. Eine individuell angepasste Therapie in Verbindung mit der richtigen Ernährung und Hautpflege kann es den Betroffenen jedoch ermöglichen, eine lange Zeit symptomfrei zu leben. Sei deshalb vorsichtig bei sogenannten Expert*innen, Dir eine vollständige Heilung der Erkrankung versprechen. Da die Wirkung solcher Anwendungen wissenschaftlich nicht belegt ist, können sich die Krankheitssymptome im schlimmsten Fall sogar verschlechtern. Ein Grund dafür ist, dass klassische und bewährte Behandlungsmethoden dann oft vernachlässigt werden. Verlasse Dich hier also immer auf den ärztlichen Rat.

Quellen:

Jetzt kostenlos downloaden

Jetzt kostenlos downloaden

Frau mit Sonnenhut und Sonnencreme im Gesicht

Tipps bei Neurodermitis in der Sonne

Vor allem im Sommer können die Beschwerden der Neurodermitis durch die Sonne zusätzlich verstärkt werden. Um Deine Haut in der Sonne optimal zu schützen und Schübe zu vermeiden, solltest Du

Read More »