Im Internet werden vielerorts basische Badezusätze beworben, die bei Neurodermitis helfen sollen. Doch bringt ein Basenbad bei Neurodermitis wirklich Linderung? In diesem Artikel erfährst Du, was Du bei Badezusätzen beachten solltest und welche Rolle der pH-Wert bei Neurodermitis spielt.
Wenn das Bad der Haut guttut
Bei Neurodermitis neigt die Haut zur Trockenheit. Die Hautbarriere ist geschwächt und verliert schneller Flüssigkeit als gesunde Haut. Dabei bilden sich oft Schuppen oder Verhornungen an den Haarfollikeln (keratosis pilaris). Zwar möchte sich die Haut so vor weiteren Flüssigkeitsverlust schützen, doch begünstigt das wiederum Juckreiz und Entzündungen. Feuchtigkeitsspendende Cremes und Cremes mit abschuppender Wirkung können solch eine Schuppung verhindern. Wenn es aber zu schuppender Haut gekommen ist, können auch Bäder der Haut guttun. Denn beim Baden können sich die Schuppen lösen. Auch Salbenreste, die beim häufigen Eincremen entstehen können, lösen sich beim Baden. Wenn Du die Haut nach einem Bad wieder gut eincremst, kann das Dein Hautbild verbessern.
Bei einem Schub, entzündeten Stellen oder offenen Wunden solltest Du Bäder und Badezusätze eher vermeiden. Zwischen den Schüben kann ein Bad der Haut guttun, wenn sie danach wieder mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes versorgt wird.
Balneophototherapie wird von Krankenkassen übernommen
Balneotherapie ist die heilsame Wirkung von Bädern mit spezifisch zugesetzten Wirkstoffen. Sie ist eine Bädertherapie, die kein “gewöhnliches” Wasser verwendet. Stattdessen handelt es sich um Wasser, in dem chemische Stoffe mit einem therapeutischen Effekt in einer höheren Konzentration gelöst sind. Zu den Formen der Balneotherapie gehören unter anderem:
- Heilwasser-Bäder / Bäder mit Badezusätzen. z. B.:
- Schwefelbäder
- Solebäder
- Totes-Meer-Salz-Bäder
- Bäder mit Magnesiumlösung
- Moor- und Schlammbäder
- Medizinische Ölbäder
- Wechselbäder
- Trinkkuren mit Heilwässern
- Inhalationen
Bei Neurodermitis gibt es vor allem eine therapeutische Wirkung der Balneotherapie, wenn sie mit Lichttherapie kombiniert wird. Das wird dann Balneophototherapie genannt. So sind Kuren am Toten Meer recht beliebt, wo auch die Sonnenstrahlen verstärkt durch das Baden auf die Haut wirken. Dieser Effekt wird bei der Balneophototherapie imitiert. Für Personen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis kann eine Balneophototherapie mittlerweile von den Krankenkassen übernommen werden. Der positive Effekt auf den Juckreiz oder etwa Schlaflosigkeit kann den der reinen Lichttherapie noch übertreffen.
Der pH-Wert der Haut ist bei Neurodermitis erhöht
Normalerweise liegt der ph-Wert der Haut zwischen 4,8 und 5,5 und ist daher leicht sauer. Diese natürliche Säure schützt die Haut vor Austrocknung und schädlichen Stoffen. Bei Neurodermitis ist der pH-Wert etwa bei 7,4 und damit deutlich höher. Dadurch, dass der pH-Wert bei Neurodermitis im neutralen bis leicht basischen Bereich liegt, hat die Haut keinen Säureschutzmantel mehr.
Klassische Seifen und Reinigungsmittel sind stark basisch. Sie erhöhen den pH-Wert der Haut vorübergehend um ein Vielfaches. Bei Neurodermitis können Krankheitserreger so noch einfacher in die Haut eindringen und die Haut reizen. Es gibt daher Reinigungs- und Pflegeprodukte im Bereich von pH-5 bis 5,5. Diese werden bei Neurodermitis besonders empfohlen. Prinzipiell ist eine regelmäßige Hautreinigung auch bei Neurodermitis wichtig und nicht verkehrt.
Diese Badezusätze sind empfehlenswert
Einige Stoffe wie Schwefel, Magnesium oder eine Totes-Meer-Salzlösung könnten das Hautbild in schubfreien Zeiten verbessern. Erkenntnisse aus der Wissenschaft zeigen, dass auch saure Bäder die Haut bei Neurodermitis positiv beeinflussen können.
Im Internet wird oft davon gesprochen, dass der Körper durch Basenbäder “entsäuert” werden muss. Das ist aus heutigen Wissensstand allerdings nicht schlüssig. Wie oben beschrieben, hat unsere Haut sogar einen natürlichen Säureschutzmantel. Trotzdem kann es sein, dass ein basisches Bad Deine Haut unterstützt. Denn ob Deine Haut von diesen Stoffen oder einem basischen Bad profitiert, lässt sich nicht pauschal beantworten. Da jede Haut nämlich individuell auf Badezusätze reagiert, frage am besten nach einer ärztlichen Empfehlung für Badezusätze in schubfreien Zeiten.
Bei Verschlechterung Deines Hautbildes solltest Du Deine*n Dermatolog*in fragen, ob ein Bad überhaupt empfehlenswert ist. Dies hängt manchmal vom individuellen Hautbild ab. Bei entzündlichen Hautveränderungen ist die Wahl von Dusch- und Badezusätzen besonders sorgsam zu wählen. Die Rücksprache mit Deinen behandelnden Ärzt*innen ist besonders empfehlenswert, wenn Du noch andere Medikamente zu Dir nimmst oder eine systemische Therapie machst, da es manchmal zu Wechselwirkungen kommen kann.
Quellen:
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https://www.aerzteblatt.de/archiv/213399/Neurodermitis-Balneophototherapie-wird-anerkannt, Zugriff am 26.05.2023
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/ratgeber/entsaeuerung/basenbad, Zugriff am 26.05.2023