Im Herbst und Winter werden die Tage kürzer und es gibt wenig Gelegenheit, genügend Sonne zu tanken. Dabei ist Sonnenlicht unsere Hauptquelle für Vitamin D und ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland ist unterversorgt. Besonders Menschen, die sich selten im Freien aufhalten, sind anfällig für einen Mangel an Vitamin D. Auch chronisch Kranke können ein erhöhtes Risiko haben, an einem Vitamin D-Mangel zu leiden.
Aber hat Vitamin D auch einen Einfluss auf die Neurodermitis? Patientinnen und Patienten versuchen oft, mit natürlichen Mitteln die Symptome ihrer Erkrankung zu verbessern und die Behandlung zu unterstützen. In den letzten Jahren wurde Vitamin D mit verschiedenen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht, unter anderem auch mit Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis.
Die Rolle von Vitamin D im menschlichen Körper
Vitamin D ist die Sammelbezeichnung für eine Gruppe von fettlöslichen Vitaminen, die sogenannten Calciferole. Vitamin D2 (Ergocalciferol) und Vitamin D3 (Cholecalciferol) gehören zu dieser Gruppe. Vitamin D spielt eine Rolle bei vielen wichtigen Stoffwechselvorgängen im Körper, unter anderem reguliert es den Calciumhaushalt und die Knochengesundheit. Durch Vitamin D werden die Aufnahme von Calcium aus dem Darm und der Einbau in den Knochen gefördert. Ein Mangel kann darum langfristig die Knochenstabilität beeinträchtigen.
Selbst bei einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung werden über die Nahrung lediglich 10-20 Prozent des Bedarfs an Vitamin D aufgenommen. Die restlichen 80-90 Prozent produziert der Körper mithilfe von Sonnenlicht. Unter dem Einfluss von UV-B-Licht wird in der Haut gespeichertes Cholesterol über Zwischenstufen in Vitamin D3 umgewandelt. Vitamin D3 gelangt dann über das Blut in die Leber und Niere, wo es in seine aktive Form Calcitriol umgewandelt wird.
Bluttest kann Vitamin D-Mangel erkennen
Mithilfe eines Bluttests lässt sich der Vitamin D-Spiegel im Körper bestimmen. Werte über 30 Nanogramm pro Milliliter Blut gelten als ideal, ab Werten unter 20 Nanogramm diagnostiziert der Arzt oder die Ärztin einen Vitamin D-Mangel. Um den empfohlenen Wert zu erreichen, wird in diesen Fällen die Einnahme von 1000 IE (Internationale Einheiten) empfohlen. Das entspricht einer Dosis von 25 Mikrogramm und wird einmal täglich als Tablette oder in Form von Tropfen eingenommen.
Ein Vitamin D-Mangel kann sich auf vielfältige Weise äußern. Müdigkeit und Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen oder häufige Atemwegsinfekte können auf einen Mangel hindeuten. Langfristig zu niedrige Werte können außerdem das Risiko für Knochenbrüche und Osteoporose erhöhen.
Vitamin D-Einnahme bei Neurodermitis?
Einige Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass ausreichend Vitamin D nicht nur positive Effekte auf die Knochengesundheit und den Calciumhaushalt hat, sondern sich auch günstig auf die Haut und ihre Barrierefunktion auswirkt – damit also auch positive Effekte bei Neurodermitis auf der Kopfhaut oder am Körper hat. Zahlreiche Untersuchungen in den letzten Jahren haben sich mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluss Vitamin D auf verschiedenste Prozesse und Organe im Körper hat.
Um einen Überblick über die bisherige Studienlage in Bezug auf Neurodermitis zu schaffen, durchsuchten Forscherinnen und Forscher aus den USA vor einigen Jahren wissenschaftliche Datenbanken nach klinischen Studien zum Thema Vitamin D und Nahrungsergänzungsmittel bei Neurodermitis. Dabei fanden sie insbesondere drei Studien, die die Auswirkungen einer Einnahme von Vitamin D auf die Symptome der Neurodermitis untersuchten.
In den Studien bekam eine Gruppe von Patientinnen und Patienten täglich Vitamin D als Nahrungsergänzung, während eine andere Gruppe täglich ein Placebo erhielt. Die Studien kamen zu dem Ergebnis, dass eine zusätzliche Einnahme von Vitamin D bei der Mehrzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Schwere der Symptome verbessern konnte. Eine andere Studie wiederum ergab, dass es zwar einen Zusammenhang zwischen einem Mangel an Vitamin D und der Schwere der Erkrankung gibt, sich die Symptome aber bei einem Ausgleich des Mangels nicht eindeutig bessern.
Aktuelle Studienlage nicht ausreichend für medizinische Empfehlung
All diese Studien haben gemeinsam, dass sie nur eine geringe Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufweisen und daher in ihrer Aussagekraft begrenzt sind. Es ist nach derzeitigem Stand zwar möglich, dass Vitamin D bei der Behandlung von Neurodermitis eine Rolle spielt, um eine eindeutige Aussage treffen zu können, sind jedoch weitere, größere Studien mit mehr Patientinnen und Patienten erforderlich.
Betroffene mit Neurodermitis, die einen möglichen Vitamin D-Mangel abklären möchten, sollten dies mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin besprechen und gemeinsam entscheiden, ob eine Einnahme von Vitamin D als Ergänzung der bestehenden Therapie sinnvoll ist. Um eine allgemeine medizinische Empfehlung für eine Behandlung mit Vitamin D-Präparaten bei Neurodermitis geben zu können, ist die medizinische Datenlage bisher jedoch nicht ausreichend.