Neurodermitis bei Schwarzen Menschen – Diagnose und Behandlung

Chronische Hauterkrankungen können Menschen jeder Herkunft und Ethnie betreffen und Neurodermitis somit Neurodermitis bei Schwarzen Menschen auftreten. In Deutschland leben mehr als eine Million Menschen afrikanischer Herkunft. Neurodermitis auf dunkler Haut kann mit einigen Herausforderungen kommen. Denn leider macht Rassismus auch nicht vor dem deutschen Gesundheitswesen Halt. Hier erfährst Du, wie man Neurodermitis bei Schwarzen Menschen erkennt.

Neurodermitis bei Schwarzen Menschen häufiger

Menschen afrikanischer oder indischer Herkunft haben oft dunklere Hauttöne als die meisten Menschen europäischer Ethnie. Dabei unterscheiden sich dunklere Hauttöne von helleren Hauttönen nicht nur in der Pigmentierung. Mit der Einteilung der sechs Hauttypen wissen wir zum Beispiel, dass Hauttyp VI im Vergleich zu hellen Hauttypen weniger anfällig für Sonnenbrand und Hautkrebs ist. 

Skizzenhafte Darstellung der sechs Hauttypen, wobei „pale white“ Hauttyp I, und „black, very darf“ Hauttyp VI abbilden.

Neurodermitis bei Schwarzen Menschen kommt häufiger vor als bei Weißen Menschen. Außerdem neigen dunklere Hauttypen schneller zu trockener Haut. So fand eine Studie in den USA, dass über 19 % der Afroamerikaner*innen an Neurodermitis leiden. Dagegen waren nur etwa 16 % der weißen und 7,8 % der asiatischen Ethnien von Neurodermitis betroffen. Die Ursachen dafür müssen allerdings noch weiter erforscht werden.

Gleiche Hautkrankheit, andere Mechanismen

Neurodermitis ist eine multifaktorielle Erkrankung. Dabei trägt die Genetik entscheidend zur Entstehung bei. Bestimmte auslösende Faktoren für Neurodermitis variieren allerdings mit der Ethnizität. Bei Patient*innen europäischer Herkunft gibt es vorwiegend einen Fehler im sogenannten Filaggrin-Protein. Dagegen weisen Menschen mit dunklem Hauttyp diese Mutation normalerweise nicht auf. Stattdessen scheint bei ihnen besonders das Gesamt-Immunglobolin E (Gesamt-IgE) erhöht.

So äußert sich Neurodermitis bei Schwarzen Menschen 

Für Ärzt*innen kann die Diagnose von Neurodermitis bei Schwarzen Menschen herausfordernd sein. Denn viele haben bei Neurodermitis das Bild von rotem, juckenden Hautausschlag (Erytheme) vor Augen. Erytheme können bei Menschen afrikanischer Ethnie allerdings seltener vorkommen und anders aussehen. Häufig sehen sie violett oder burgunderrot aus. Daher sollte für die Diagnose von Neurodermitis bei Schwarzen Menschen besonders auch auf folgende Symptome geachtet werden:

  • Schwellungen
  • Trockenheit, Schuppungen
  • Einfaltungen der Haut unterhalb des unteren Augenlids (Dennie-Morgan-Falte)
  • vermehrte Falten an Innenflächen der Hände (Hyperlinearität der Handinnenflächen)
  • Juckreiz und Nässen der Haut
  • Besonders der Juckreiz kann stärker ausgeprägt sein. Außerdem kommt es scheinbar häufiger zu schwereren Verläufen als bei Weißen Patient*innen. Standardmäßig eingesetzte klinische Bewertungssysteme unterschätzten jedoch den Schweregrad von Neurodermitis bei People of Color. 

    Durch strukturellen Rassismus im Gesundheitswesen kann die Qualität und Verfügbarkeit der medizinischen Versorgung für People of Color eingeschränkt sein.

    Neurodermitis bei Schwarzen Menschen zeigt sich auch mit typischen Juckreiz
    Neurodermitis bei Schwarzen Menschen zeigt sich auch mit typischen Juckreiz

    Struktureller Rassismus im Gesundheitswesen

    Struktureller Rassismus bedeutet, dass durch bestimmte Strukturen und Prozesse in der Gesellschaft Nachteile für People of Color entstehen. Dies kann sogar unbewusst passieren. Zum Beispiel beinhalten die meisten medizinischen Lehrbücher nur Weiße Menschen. Das medizinische Personal ist daher oft gar nicht für Skin of Color geschult. Dazu kommt, dass Schwarzen Personen beim Arztbesuch häufig eine Sprachbarriere zugeschrieben werden. Auch, wenn diese gar nicht vorliegt. Ähnliche Falschvorstellungen herrschen bezüglich der Schmerztoleranz. Diese wird bei nicht-Weißen oft überschätzt.   

    Auch die Neurodermitis-Forschung umfasst in ihren Studien oftmals nur Weiße Personen. Dadurch fehlt Aussagekraft hinsichtlich gezielten und individuellen Therapieoptionen für People of Color. Die standardmäßig eingesetzten Behandlungen scheinen aber auch bei anderen Ethnien als der Weißen effektiv zu sein (Croce et al., 2021): 

    Topische Kortikosteroide (Kortison)Ähnlicher Effekt in allen Hauttypen. Hochdosierte Präparate können allerdings Hypopigmentation (Hautfarbe hellt sich auf) in dunkler Haut auslösen.
    Topische CalcineurinhemmerÄhnlicher Effekt in allen Hauttypen. 
    Phototherapie (Lichttherapie) Lichttherapie im Spektrum von 340 bis 400 nm (UVA1) ist bei allen Hauttypen wirksam. Bestrahlung mit dem kurzwelligen Anteil des UV-Lichtes (UVB) erfordert höhere Dosen bei dunkleren HauttypenBei dunklem Hauttyp sollte die Behandlung nicht zu lange sein, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
    Biologika Ähnlicher Effekt in allen Hauttypen, jedoch insgesamt Unterrepräsentierung von Personen mit Skin of Color (wenig Daten).
    Die Behandlung der Neurodermitis ist bei allen Ethnien etwa gleich.

    Nachteile für People of Color durch tief wurzelnden Rassismus

    Doch Forschende in den USA beobachten auch andere Faktoren, die die Neurodermitis negativ beeinflussen. So kann sich Rassismus auch auf den sozialen Status (Einkommen, Bildungschancen) oder Umweltfaktoren auswirken. Zum Beispiel sind Schwarze Menschen öfter Luftschadstoffen ausgesetzt, da sie häufiger in der Wohnungssituation benachteiligt werden. Sowohl Umweltfaktoren als auch der Sozialstatus können zur Entwicklung von Neurodermitis bei Schwarzen Menschen beitragen. 

    Leider macht Rassismus auch vor Neurodermitis nicht Halt. In Politik und im Gesundheitswesen muss hier noch viel geschehen. Wir hoffen, mit diesem Artikel etwas mehr Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken. Denn Nia will Dich dabei unterstützen, Neurodermitis zu bewältigen, egal, welche Hautfarbe Du hast oder welcher Ethnie Du angehörst.

    Quellen:

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