Asthma und Neurodermitis sind zwei Erkrankungen, die man im ersten Moment vielleicht nicht in einen Zusammenhang bringt, aber es gibt hier einige medizinische Parallelen. Asthma und Neurodermitis gehören zu den häufigsten Atopien.
In diesem Artikel erfährst du mehr über den Zusammenhang zwischen Asthma und Neurodermitis und was Atopien überhaupt sind.
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine chronische, also langandauernde, Hauterkrankung. Sie gehört zu den häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen. Neurodermitis tritt mit den typischen Symptomen meist im Kindesalter auf.
Typischerweise verläuft Neurodermitis in Schüben. Das bedeutet, dass es meist Phasen gibt, in der der Hautzustand besser ist und Phasen, in der die Haut besonders gerötet, trocken oder juckend ist. Die Schübe werden von Neurodermitis Auslösern (Trigger) verursacht, die individuell sind und deshalb schwer zu identifizieren. Zu den häufigsten Triggern gehören Allergene.
Was ist Asthma?
Asthma bronchiale ist eine chronische Entzündung der unteren Atemwege. Mit weltweit über 339 Millionen Betroffenen (laut dem Global Asthma Report 2018) ist Asthma eine der häufigsten chronischen Erkrankungen. Die Zahl der Betroffenen ist in den letzten 40 Jahren stark angestiegen. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Im Erwachsenenalter dreht sich das Verhältnis, hier sind häufiger Frauen betroffen. Warum immer mehr Menschen an Asthma erkranken, ist nicht völlig klar. Aktuelle Studien versuchen die zugrunde liegenden Mechanismen aufzuklären.
Symptome von Asthma
Asthma bedeutet, dass eine Hyperreaktivität der Bronchien vorliegt und dass es (anfallsartig) zu einer Atemwegsverengung kommen kann. Die unteren Atemwege sind chronisch entzündet. Generell zeigt sich klinisch ein eher heterogenes Erscheinungsbild, bei dem die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sind:
- wiederkehrende Anfälle von Keuchen,
- Husten,
- Pfeifen beim Ausatmen,
- Luftnot,
- Engegefühl in der Brust
- Kurzatmigkeit.
Dadurch hat Asthma einen großen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen und verursacht auch hohe Kosten im Gesundheitswesen.
Auslöser und Ursachen von Asthma
Auch die Auslöser der Anfälle sind vielfältig, genauso wie die Ursachen der Erkrankung.
In verschiedenen Studien wurde mittlerweile nachgewiesen, dass mehrere genetische Faktoren Asthma begünstigen. Dennoch spricht man nicht von einer vererbbaren Erkrankung, da die identifizierten Gene zwar das Risiko an Asthma zu erkranken, erhöhen, aber nicht alleine dafür verantwortlich sind. Die Entstehung von Asthma ist komplex und scheint immer ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren zu sein.
Allergisches und nicht-allergisches Asthma:
Beim allergischen Asthma können Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben oder Nahrungsmittel die Schübe auslösen.
Beim nicht-allergischen Asthma gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Faktoren, die Schübe auslösen oder die allgemeinen Symptome verstärken können. Dazu zählen:
- Erkältungs- und Grippeviren spielen eine Rolle bei den Schüben: Das wurde während der Corona-Pandemie deutlich. Während des Lockdowns wurde ein Rückgang der Schübe verzeichnet, was Forscher darauf zurückführen konnten, dass die Menschen weniger Erkältungs- und Grippeviren ausgesetzt waren.
- Umweltschadstoffe aus beispielsweise Autoabgasen und Luftverschmutzung: Das stellte sich heraus, als man die Häufigkeit von Asthma bei Kindern, die in der Stadt aufgewachsen sind, mit der von Kindern, die ländlich aufgewachsen sind, verglich. Die Kinder auf dem Land erkrankten deutlich seltener an Asthma, da sie weniger Luftverschmutzung ausgesetzt waren.
- Kälte
- Tabakrauch
- Anstrengung
- Übergewicht
- Stress
- Medikamente wie beispielsweise Aspirin oder Betablocker und
- Sulfide, Inhaltsstoffe in beispielsweise Wein oder Trockenfrüchten
Behandlung von Asthma
Asthma ist in der Regel nicht heilbar, aber bei den meisten Betroffenen gut behandelbar. Die Therapie besteht aus entzündungshemmenden Sprays und Medikamenten, die die Bronchienverengung mindern. An weiteren Wirkstoffen wird intensiv geforscht. Auch diese sollen die Botenstoffe der Entzündung besser regulieren.
Patient*innen sollten wie auch bei anderen chronischen Erkrankungen die Schübe bzw. den Krankheitsverlauf gut dokumentieren, um ihre individuellen Auslösereize identifizieren und dann reduzieren zu können.
Was sind Atopien?
Eine Atopie beschreibt die Neigung des Körpers überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe (z.B. Pollen) zu reagieren. Diese Überempfindlichkeit äußert sich in einer allergischen Reaktion.
Asthma und Neurodermitis sind typische Beispiele einer Atopie, aber auch der allergische Heuschnupfen gehört dazu. Vielleicht hast Du auch schonmal den Begriff Atopisches Ekezem für Neurodermitis gehört?
Bei Asthma und Neurodermitis reagiert der Körper überempfindlich auf eigentlich harmlose Stoffe. Die Reaktion des Körpers äußert sich in einer allergischen Reaktion.
Der Atopische Marsch – Die Verbindung zwischen Asthma und Neurodermitis
Der „atopische Marsch“ beschreibt die typische Abfolge von atopische Erkrankungen. Ein Beispiel hierfür ist, dass Kinder mit einer Neurodermitis im nächsten Schritt eine Allergie entwickeln und später ein allergisches Asthma.
Dieses Bild des atopischen Marsches stimmt so allerdings nicht. Die Reihenfolge in welcher die atopischen Krankheitsbilder auftreten, folgt keinem Muster und ist individuell. Außerdem entwickelt nicht jede*r mit einer Atopie weitere atopische Erkrankungen. Es zeigt sich also zunehmend, dass die Reihenfolge nicht vorhersagbar ist. Nur 5% der Patient*innen beschreiten den atopischen Marsch vollständig.
Auch wenn die Theorie des atopischen Marsches so nicht ganz richtig ist, besteht dennoch ein Zusammenhang zwischen den atopischen Krankheitsbildern.
Der Zusammenhang zwischen Asthma und Neurodermitis
Wenn Du an einer Atopie, also zum Beispiel Neurodermitis leidest, ist Dein Risiko erhöht weitere atopische Krankheiten, wie Asthma zu entwickeln. Im Gegensatz zum atopischen Marsch, ist das Risiko, dass du an Asthma und Neurodermitis leidest recht hoch. Laut Studien sind 20-30% aller Kinder und Jugendlicher von Asthma und Neurodermitis betroffen. Meist tritt die Neurodermitis zuerst auf.
Die genauen Zusammenhang zwischen Asthma und Neurodermitis ist noch nicht geklärt. Man vermutet, dass genetische Faktoren, Umwelteinflüsse, aber auch der Lebensstil einen Einfluss haben. Asthma und Neurodermitis sind komplexe Krankheiten, die noch weiter untersucht werden müssen.
Fazit Asthma und Neurodermitis
Asthma und Neurodermitis sind beides chronische Erkrankungen, die zu den Atopien gehören. Das bedeutete, dass allergisches Asthma und Neurodermitis durch Allergene ausgelöst werden. Das äußert sich dann in einer allergischen Reaktion.
Asthma und Neurodermitis haben in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Hier kannst Du nachlesen, warum allergische Erkrankungen und Allergien scheinbar immer mehr zunehmen. Es wird deswegen an beiden Erkrankungen intensiv geforscht, um verbesserte Wirkstoffe zu finden und die Behandlung zu optimieren.
Wenn Du von einer Erkrankung wie Asthma und Neurodermitis, die durch Allergene getriggert wird, betroffenen bist, ist es sehr wichtig, Deine Allergene und persönliche Trigger zu kennen, um sie vermeiden zu können. Falls Du Deine Allergene noch nicht kennst, halte Rücksprache mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin.
Quellen:
- Toskala E, Kennedy DW. Asthma risk factors. Int Forum Allergy Rhinol. 2015 Sep;5 Suppl 1(Suppl 1):S11-6. doi: 10.1002/alr.21557. PMID: 26335830; PMCID: PMC7159773. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26335830/
- https://flexikon.doccheck.com/de/Neurodermitis?utm_source=www.doccheck.com&utm_medium=DC%2520Search&utm_campaign=DC%2520Search%2520content_type%253Aall&utm_content=DC%2520Search%2520neurodermitis (Zugriff 24.04.24)
- https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/immunologie,-allergien/allergien,-autoimmunerkrankungen-und-andere-%C3%BCberempfindlichkeitsst%C3%B6rungen/%C3%BCbersicht-der-allergischen-und-atopischen-erkrankungen (Zugriff 24.04.24)
- https://www.arztcme.de/elearning/fakten-zur-allergie-epidemie/#!page=lernmodul/der-atopische-marsch (Zugriff 24.04.24)
- http://globalasthmareport.org/2018/index.html (Zugriff 24.04.24)