Obwohl wir mittlerweile seit über zwei Jahren mit dem Coronavirus leben, ist es immer noch ein relativ neues Virus und die Forschung gewinnt ständig weitere Erkenntnisse über SARS-CoV-2. So untersuchte jetzt eine Studie den Zusammenhang zwischen Neurodermitis und einer Corona-Infektion.
Bisher war man nicht davon ausgegangen, dass Neurodermitikerinnen und Neurodermitiker ein besonders erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 aufweisen. Diese Theorie wird nun durch die Ergebnisse einer groß angelegten Studie der Medizinischen Fakultät der Yale Universität in den USA in Frage gestellt.
Mehr Begleiterkrankungen bei Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern
Die Daten von 11.752 Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis wurden mit den Daten von 47.008 Personen ohne Neurodermitis verglichen und analysiert. Dabei konnte die Forschergruppe feststellen, dass Betroffene mit Neurodermitis häufiger unter Begleiterkrankungen litten als die Normalbevölkerung.
Besonders häufig fanden die Forscherinnen und Forscher Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Typ-2-Diabetes, andere Autoimmunerkrankungen und Tumore. Von diesen Erkrankungen gelten viele als unabhängiger Risikofaktor für eine Corona-Infektion und für schwere Verläufe der Infektion.
COVID-19-Infektionen traten bei Neurodermitis häufiger auf
Eine weitere Erkenntnis der Studie war, dass Infektionen mit dem Coronavirus unter Neurodermitikerinnen und Neurodermitikern im Vergleich zur Kontrollgruppe häufiger auftraten. Dieser Effekt bestand auch, nachdem die Forscherinnen und Forscher den Einflussfaktor der Begleiterkrankungen auf die Ergebnisse herausgerechnet hatten.
Damit liefert die Studie erste Hinweise darauf, dass das Auftreten einer Corona-Infektion unter Betroffenen mit Neurodermitis vermehrt ist. Die Forschergruppe geht davon aus, dass ein zu etwa 29% erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 vorliegt.
Umso wichtiger ist es für Betroffene mit Neurodermitis, dass sie die Möglichkeit der Impfung und den damit verbundenen Schutz gegen SARS-CoV-2 nutzen. Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis, die noch nicht oder nicht vollständig geimpft sind, sollten den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) folgend einen ausreichenden und vollständigen Impfschutz erwerben. Das schließt auch die Auffrischungsimpfung mit ein.
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Weitere Studien sollen Zusammenhang klären
Bei der Betrachtung der Ergebnisse muss allerdings beachtet werden, dass für die Studie keine Angaben zum Schweregrad der Neurodermitis oder zu Therapien gemacht wurden. Eine weitere Einschränkung stellen die fehlenden Daten über Symptome bei den Corona-Infektionen und die hohe Dunkelziffer symptomloser oder nicht erfasster Infektionsfälle dar.
Menschen mit Neurodermitis suchen zudem vermutlich häufiger Ärztinnen und Ärzte oder Gesundheitseinrichtungen auf. Deshalb wurden sie möglicherweise auch öfter getestet oder diagnostiziert als die Normalbevölkerung.
Obwohl diese Studie erste Daten liefert, sind weitere Untersuchungen notwendig, um bessere Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Neurodermitis und einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu gewinnen. Auch wie das Vorliegen von Begleiterkrankungen bei Neurodermitis das Infektionsrisiko beeinflusst, muss noch genauer untersucht werden.