Neurodermitis, auch bekannt als atopische Dermatitis, ist eine weit verbreitete chronische Hauterkrankung, die viele Menschen betrifft. Darüber hinaus ist sie durch wiederkehrende Schübe und leider auch nicht selten durch eine beeinträchtigte Lebensqualität gekennzeichnet. Wenn Du selbst darunter leidest oder jemanden kennst, der davon betroffen ist, hast Du Dich wahrscheinlich schon gefragt, was die Gründe für Neurodermitis sind – also, warum die Erkrankung überhaupt entsteht. Man muss grundsätzlich festhalten, dass die Ursachen von Neurodermitis vielfältig und komplex sind. Nachfolgend erfährst Du mehr zu den verschiedenen Faktoren, die zur Entstehung von Neurodermitis beitragen können, damit Du als Betroffene*r oder Angehörige*r ein besseres Verständnis für die Erkrankung entwickeln kannst. Dabei werden genetische und umweltbedingte Faktoren ebenso betrachtet wie spezifische Auslöser für Neurodermitis-Schübe.
Was ist Neurodermitis? Erfahre mehr über die Entstehung und Merkmale
Als entzündliche Hauterkrankung, macht sich Neurodermitis insbesondere durch trockene, juckende und entzündete Hautstellen bemerkbar. Sie betrifft häufig die Beugefalten der Arme und Beine, den Hals sowie das Gesicht. Die Erkrankung tritt meist schon im Säuglings- oder Kleinkindalter auf, kann aber auch Erwachsene betreffen und erst im späteren Verlauf des Lebens eintreten. Es gibt Phasen der Verschlimmerung, sogenannte Schübe, gefolgt von ruhigeren Phasen, in denen die Hautsymptome abklingen.
Um die Entstehung der Erkrankung besser zu verstehen, muss man wissen, dass die Hautbarriere bei Menschen mit Neurodermitis oft geschwächt ist. Diese Schwächung führt dazu, dass die Haut mehr Feuchtigkeit verliert und anfälliger für äußere Reize wird. Der Mangel an essenziellen Hautfetten und die reduzierte Funktion der Hornschicht ermöglichen es Allergenen und Irritantien, leichter in die Haut einzudringen und Entzündungsreaktionen auszulösen.
Ein wesentlicher Faktor ist auch, dass das Immunsystem bei Neurodermitis-Betroffenen überempfindlich auf Umweltreize und Allergene reagiert. Diese Überreaktion führt zu chronischen Entzündungen in der Haut, die sich durch Rötung, Schwellung und intensiven Juckreiz äußern. Insgesamt handelt es sich bei Neurodermitis um ein komplexes Zusammenspiel von Immunzellen und entzündungsfördernden Botenstoffen.
Die T-Zellen des Immunsystems spielen hierbei eine zentrale Rolle. Bei Neurodermitis-Patienten sind diese Zellen besonders aktiv und setzen verstärkt entzündungsfördernde Stoffe frei, die die Symptome der Erkrankung verstärken. Neuere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass moderne Therapien auf diese entzündlichen Signalwege zielen. Weitere Informationen zu aktuellen Forschungsansätzen findest Du in unserem Artikel über neue Therapien bei Neurodermitis (Leitlinie 2024).
Mehr über die Ursachen und Auslöser von Neurodermitis
Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Ursachen der Erkrankung an sich und Neurodermitis-Auslösern, also Triggern für akute Beschwerden. Eine der Hauptursachen von Neurodermitis ist die genetische Veranlagung.
Genetische Veranlagung
Studien zeigen, dass das Risiko, an Neurodermitis zu erkranken, signifikant höher ist, wenn nahe Verwandte wie Eltern oder Geschwister ebenfalls an atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen leiden. Diese genetische Prädisposition beeinflusst die Struktur und Funktion der Hautbarriere sowie die Immunantwort, was die Entwicklung von Neurodermitis begünstigt. Die Vererbung allein führt jedoch nicht zwangsläufig zur Erkrankung. Vielmehr bedarf es zusätzlicher Faktoren, die die Erkrankung auslösen. Es ist so, dass die genetische Veranlagung vor allem die Barrierefunktion der Haut, die bei Betroffenen oft gestört ist. Diese Hautbarriere kann dann nicht mehr effektiv vor Umwelteinflüssen schützen, was zu Entzündungen und Juckreiz führt. Mehr zur Stärkung der Hautbarriere findest Du in unserem Artikel über die empfohlene Basispflege der Haut bei Neurodermitis.
Infektionen und mikrobielle Besiedlung
Infektionen, insbesondere durch Bakterien wie Staphylococcus aureus, sind bei Neurodermitis-Patient*innen häufig. Diese Bakterien können die Haut besiedeln und Entzündungsreaktionen hervorrufen. Auch Viren und Pilze können die Hautbarriere durchdringen und zu weiteren Komplikationen führen. Es ist wichtig, Infektionen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um die Verschlimmerung der Neurodermitis zu verhindern.
Umweltfaktoren & Klimatische Bedingungen
Verschiedene Umweltfaktoren können die Symptome der Neurodermitis verschlimmern oder einen Schub auslösen. Zu diesen Faktoren gehören:
- Allergene: Hausstaubmilben, Pollen, Tierhaare und Schimmel sind bekannte Auslöser. Auch bestimmte Nahrungsmittelallergien können die Symptome verschlimmern – dies thematisiert der nachfolgende Absatz näher.
- Reizstoffe: Zigarettenrauch, aggressive Reinigungsmittel beziehungsweise die darin enthaltenen Chemikalien, Parfüms und Hautpflegeprodukte können die empfindliche Haut reizen und sie zusätzlich irritieren.
- Klimatische Bedingungen haben einen wesentlichen Einfluss auf die Haut von Neurodermitis-Patient*innen. Kaltes und trockenes Wetter führt oft zu einer Verschlechterung der Hautzustände, da die Haut schneller austrocknet. Mehr Details über Neurodermitis im Winter findest Du im verlinkten Artikel. Auch feuchte Bedingungen im Sommer können die Haut verschlimmern.
Ernährung und Unverträglichkeiten
Ernährungsgewohnheiten können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung und Verschlimmerung der Erkrankung spielen und kommen somit beispielsweise als Ursache für Neurodermitis-Schübe in Frage. Nahrungsmittelallergien oder –unverträglichkeiten, beispielsweise gegen Kuhmilch, Eier, Soja, Nüsse oder Gluten sind hier oft die Auslöser. Es empfiehlt sich, ein Tagebuch zu führen, um potenzielle Trigger zu identifizieren und zu vermeiden.
Psychosoziale Faktoren
Stress und emotionale Belastungen können Neurodermitis verschlimmern. Es ist bekannt, dass psychische Faktoren wie Angst, Stress, Depressionen und Gefühle der Stigmatisierung Folgen der Neurodermitis sein können und nicht nur die Hauterkrankung beeinflussen, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen können. Weitere Details über den Zusammenhang zwischen Stress und Neurodermitis findest Du in dem verlinkten Artikel. Für Betroffene ist es wichtig, Strategien zu entwickeln, um Stress zu reduzieren und die emotionale Gesundheit zu stärken. Techniken wie Meditation, Yoga oder autogenes Training können hilfreich sein. Tipps und Übungen zur Stressbewältigung findest Du in unserem verlinkten Beitrag.
Hormonelle Schwankungen
Hormonelle Veränderungen, wie sie beispielsweise während der Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft oder Menopause auftreten, können die Symptome der Neurodermitis beeinflussen. Diese Schwankungen können die Hautempfindlichkeit erhöhen und zu einem Ausbruch der Erkrankung führen oder sie sogar verschlimmern.
Fazit zu Ursachen von Neurodermitis:
Neurodermitis ist eine multifaktorielle Erkrankung, bei der genetische, immunologische und umweltbedingte Faktoren zusammenwirken. Das Verständnis dieser komplexen Zusammenhänge ist entscheidend, um wirksame Behandlungsstrategien zu entwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Indem Du Dich über die Ursachen informierst und gezielt Maßnahmen ergreifst, kannst Du aktiv dazu beitragen, Deine Symptome zu lindern und Schübe zu vermeiden. Auch wenn die Frage nach dem Grund für Neurodermitis nicht pauschal beantwortet werden kann, gibt es Möglichkeiten zur (Selbst)hilfe und und Tipps für ein besseres Leben mit Neurodermitis.
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Quellen:
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/ijd.14404 (Zugriff am 13.06.2024)
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/143115/Bei-atopischer-Dermatitis-koennten-mehr-Achtsamkeit-und-Selbstmitgefuehl-helfen (Zugriff am 13.06.2024)
- https://www.usz.ch/krankheit/neurodermitis/#:~:text=Neurodermitis%3A%20Ursachen%20und%20Risikofaktoren,deren%20Eltern%20beide%20Neurodermitiker%20sind. (Zugriff am 01.07.2024)
- https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/atopic-dermatitis-eczema/symptoms-causes/syc-20353273 (Zugriff am 14.06.2024)